Wenn das Wasser von der Seite kommt
KISSLEGG – Einen buchstäblich feuchtfröhlichen Umzug haben die Zuschauer in den Kißlegger Straßen am frühen Sonntagnachmittag erlebt. Das Wasser kam allerdings nicht als Regen von oben, sondern einzig und allein von den Spritzen, Schläuchen und Wasserpistolen, mit denen die Umzugsteilnehmer auf die Zuschauer zielten.
Der Umzug war der Höhepunkt des Festwochenendes in Kißlegg, das die Frewillige Feuerwehr der Gemeinde zu ihrem 150-jährigen Bestehen organisiert hatte. 67 Gruppierungen zogen am Sonntag durch die Straßen rund um den Schlosspark.
Neben den heimischen Feuerwehren und auch denen aus der Umgebung zeigten sich Kindergärten, Spielmanns- und Fanfarenzüge, aber zum Beispiel auch eine Abordnung der Feuerwehr aus Kißleggs französischer Partnerstadt Le Pouliguen, die von ihrem Fanclub am Straßenrand gefeiert wurden.
Die Festwagen präsentierten jeweils ein bestimmtes Thema – zum Beispiel Waldbrandgefahr oder einen Autounfall, aber auch die Feuerwehrspritze Waltershofen, das Spritzenhaus in Immenried, das Finkenmoos, Jäger und Tierwelt oder aber das Feuerwehrhaus Kißlegg.
„Ohne Feuerwehr geht es nicht“
KISSLEGG (gh) – „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“, ist das Motto der Feuerwehr, und so hat auch der Sonntag beim Feuerwehrjubiläum in Kißlegg mit einem ökumenischen Gottesdienst in der barocken Pfarrkirche St. Gallus und Ulrich begonnen. Ein eindrucksvolles Bild boten die Fahnenabordnungen der beteiligten Feuerwehren. Der Festakt war im zweiten Kißlegger Kleinod, dem Neun Schloss. Musikalisch umrahmt von einem Quintett der Musikkapelle Waltershofen. Mit großer Freude begrüßte Bürgermeister Dieter Krattenmacher Feuerwehr, Bundes- und Landespolitiker. Er dankte allen Helfern und Sponsoren des Fests. „Ohne Feuerwehr geht es nicht“, bekräftigte der Bürgermeister den Stellenwert der Ehrenamtlichen.
Lob von Widmaier, Rief, Gerster und Lucha
Landrat Kurt Widmaier ließ schon Abschiedsworte anklingen, denn Walter Kuon, Kommandant der Kißlegger Wehr, stellvertretender Kreisbrandmeister und Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands, wird sich aus Altersgründen 2015 aus allen Positionen zurückziehen.
Der Landrat lobte die ehrenamtliche Tätigkeit der Feuerwehren, gekennzeichnet von hoher Professionalität und Einsatzwillen. Rund 3000 sind es im Landkreis Ravensburg. „Ich fühle mich wohl und sicher im Kreis der uniformierten Blaulichtfraktion“, betonte der Landrat und wünschte „Glück auf für die Zukunft und immer eine gesunde Heimkehr“. In aller Kürze gratulierte der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Rief.
Als sein Sohn vor ein paar Wochen zur Jugendfeuerwehr gehen wollte, da habe er gesagt: „Da bist du beim richtigen Haufen.“ Mehr Lob kann es fast nicht geben.
Riefs Kollege von der SPD, Martin Gerster, und auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Manne Lucha brachten die Leistungen der Bundesund Landespolitik für die Feuerwehr ins Spiel. Gerster lobte die Menschlichkeit und Solidarität der Feuerwehr. 200 neue Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge seien im aktuellen Bundeshaushalt eingestellt, die Hälfte davon gehe nach Baden-Württemberg. Gleichzeitig forderte er die Feuerwehr auf, sich mehr für Frauen zu öffnen. Lucha zielte auf den Innenminister, selbst Feuerwehrmann, ab und stellte die neue Feuerwehrschule und -akademie in den Vordergrund.
Die Rednerliste schloss Walter Kuon mit einer ganz anderen Auffassung auf Zentralisierung der Ausbildung. Er habe in den Annalen der Kißlegger Feuerwehr geblättert und bei der Gründung 1864 entdeckt, dass nicht von oben, sondern aus der Bevölkerung das Bedürfnis nach einer Feuerwehr gekommen sei.
„Das ist der springende Punkt bis heute“, so Kuon „Die Feuerwehr ist stolz darauf, selbstbestimmtes Organ zu sein.“ Wenn Zentralisierung, dann müssten immer auch regionale Ausbildungsstützpunkte vorhanden sein. „Wir brauchen dringend die Ausbildung vor Ort“, betonte Kuon, „und die damit einhergehende Identifikation der Feuerwehrleute mit ihrem Heimatort.“ Nur so könnten auch weiterhin junge Menschen zum Dienst bei der Feuerwehr motiviert werden.
Kißlegger zeigen atemberaubende Einsätze
KISSLEGG (gh) – Drei Tage lang hat die Freiwillige Feuerwehr Kißlegg ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. „Einander helfen, miteinander feiern“, ist das Motto des großen Jubiläumsfests, das auch geadelt wurde durch den Kreisfeuerwehrtag.
Schwäbische Zeitung vom 21.07.2014
Ihr Können bewiesen die Wehrler vor den Augen der Wertungsrichter beim Leistungswettkampf am Samstag den ganzen Tag über. Vor 50 Jahren wurden die Anforderungen der Leistungswettkampfe verbindlich festgelegt. Kontinuierlich wurden die Bedingungen den geänderten Anforderungen angepasst, denn mittlerweile besteht der Dienst bei der Feuerwehr zu 70 Prozent aus technischen Hilfeleistungen.
Insgesamt 46 Feuerwehren, von Aitrach bis Zollenreute stellten sich den Leistungswettkämpfen. „Die Anforderungen sind gestaffelt, doch einfach ist es in keiner Kategorie“, erklärte Kreisbrandmeister Oliver Surbeck. Das bedeutet acht bis zwölf Wochen vorher pro Woche eine bis zwei zusätzliche Übungen. „Toll, dass die Kißlegger den Kreisfeuerwehrtag ausrichten“, lobte Surbeck, das sei keine Selbstverständlichkeit. Verkehrsunfall und Zimmerbrand
Schon bei den Leistungswettkämpfen rund um das Feuerwehrhaus hatten sich viele Zuschauer eingefunden. Deutlich mehr waren es am Nachmittag bei den Schauvorführungen rund um den Rathausplatz. Die Feuerwehr hatte eine äußerst interessante Vorführung zusammengestellt, die beinahe das ganze Spektrum ihrer Arbeit beleuchtete. Ausführlich kommentiert von Feuerwehrfachleuten.
Zu Beginn ein Verkehrsunfall mit einem Schwerverletzten im Kleinwagen und zwei Leichtverletzten im umgestürzten Geländewagen. Dabei wurde neben dem Feuerwehreinsatz, der aus dem Kleinwagen am Ende ein Cabrio machte, vor allem das immens wichtige Zusammenspiel von Feuerwehr und Rettungskräften demonstriert. Fazit: Es kommt nicht darauf an, den Verletzten so schnell wie möglich zu bergen, sondern so sicher wie möglich. Eindrucksvoll auch die Simulation eines Zimmerbrands mit starker Rauchentwicklung, wie er bei fast jedem Gebäudebrand vorkommt. Durch die großen Glasscheiben konnte das Vorgehen der Feuerwehrler unter Atemschutz verfolgt werden. Der Einsatz der Schiebeleiter und der Sprunginsel, über die Menschen bis aus 16 Metern Höhe gerettet werden können, wurde erklärt. Zum Bedauern vieler Zuschauer ist das nur aus Demonstrationszwecken aber nicht gestattet. Eindrucksvoll auch der Einsatz der 30 Meter hohen Drehleiter aus Isny.
Geradezu atemberaubend war der Einsatz der Höhenretter, die es in Insy und Weingarten gibt. Zwei von nur 17 Gruppen in Baden-Württemberg. Aus der oberste Etage des Neuen Schlosses wurde ein „Patient“ abgeseilt. Da muss der „Gerettete“ mindestens so mutig sein wie der Retter. Zum Abschluss des Tages versammelten sich alle Teilnehmer, mehr als 400 Feuerwehrleute, auf dem Rathausplatz, wo ihnen Kreisbandmeister Surbeck und Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzender Walter Kuon die Urkunden überreichten. Nur eine einzige Gruppe hat den Wettkampf nicht bestanden.